Montag, 31. Dezember 2012

Brennen

Es frisst mich auf,
wenn ich in Flammen steh'.
Schlägt Blasen auf der Haut
und Wellen im Leben.
Unerträgliche Hitze
jagt mir Kälteschauer über den Rücken.
Prasselnd und laut,

blendend und grell
schreit sich mein Leben hinaus.
Nichts kann das tilgen

oder auslöschen.
Regelmäßig muss ich abstauben,

was unter Asche und Ruß verschwindet.
Die letzten Überreste zusammenhalten,

die in den Flammen fast vergeh'n.
Doch am Ende

werde ich strahlend lächeln,
denn ich würde es bereuen,
nicht gebrannt zu haben.

Wildes Herz

Wildes Herz.
Den Sturm in den Augen,
Mit verworrenem Blick.
Umherstreifend wie ein Tier,
Ohne jeglichen Bezug zu Heimat.

Eine zerklüftete Seele, wie ein Felsen,
Schroff und rau und schön.
Ein fliegender Geist, wie ein Adler,

Rastlos und auf der Suche.
Offenbarung durch den Schrei,

Laut und kehlig.
Am Rand der Klippe.

Sonntag, 30. Dezember 2012

(K)eine Hilfe

"Alles wird gut.",
sagst du

mit einem süßlichen Lächeln
und einem mitleidigen Blick.
Legst mir die Hand auf die Schulter
und bittest zu Gott.
Doch alles bleibt wie es ist.

Denn die Flüsse fließen ins Meer
und die Zeit verstreicht
und das Leben kommt und geht.
"Alles wird gut.",
sage ich
mit einem wehmütigen Lächeln
und einem wissenden Blick.
Lege dir die Hand auf die Schulter
und hoffe auf einen Gott.
Denn alles bleibt, wie es ist

und es gibt keine Hilfe
und es gibt keinen Trost,
wenn das Leben so geht, wie es geht.
Doch wir wissen beide,
dass es so ist
und dass wir uns haben
im Warten auf die Zukunft.
Zusammen allein in unserer kleinen Welt.

Abgegriffen

Deine Hände greifen nach mir,
berühren mich überall
und begreifen mich nicht.
Du nimmst Dir das Recht heraus,
mich als Deinen Besitz zu bezeichnen.
Besitz ist was man hält.
Du greifst nur nach mir.
Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
Ich finde das zu übergriffig.
Ich liebe Dich.
Ich will mich auf den Weg machen,
langsam und vorsichtig,
tanzend und lachend,
fest und bestimmt.
Doch mein Herz ist vergriffen.
Abgegriffen -
von Dir.

Montag, 24. Dezember 2012

Leise rieselt der Schnee

Leise rieselt der Schnee,
Kälte tut auf Haut weh,
Tannenwald wird abgeholzt,
nur Riesenbaum macht uns stolz.


Am Wühltisch wird gerauft,
letzte Geschenke gekauft,
morgen schon wirds reduziert,
wenn nicht die Börse einfriert.


Es ist heilige Nacht,
Gans- und Lebkuchenschlacht,
danach schläft niemand mehr gut,
weil ihm der Magen weht tut.

Dienstag, 11. Dezember 2012

Vermissen

Ich sitze hier und warte -
Auf dich? Auf mich?
Ich habe dich vermisst und bitterlich geweint,
Ich habe dich gehasst und lauthals verflucht,
Ich habe dich begehrt und sehnsüchtig geseufzt.
Ich sitze hier und warte -
Auf das Schicksal,
Darauf, dass die Welt sich weiterdreht,
Uns bewegt,
Aufeinander zu oder voneinander weg.
Ich sitze hier und warte -
Doch alles was passiert ist,
Dass der Wein schon wieder alle ist.

Montag, 26. November 2012

Toleranzbereich

Ganz korrekt,
solang nur die Bücher
schräg im Regal stehen,
die Wasserwaage nicht
die Tür bestimmt,
getragene Klamotten
auf dem Boden liegen,
Europa nicht exakt
dem Maßstab entspricht,
die Gitarrensaiten
nicht perfekt stimmen,
die Farben nicht zu
harmonisch sind
und ich nicht alles
schwarz, weiß, grau,
sondern rot, lila,
blau, grün, gelb sehe
und somit lauf ich
nur noch Kurven,
wähle nie den geraden Weg,
doch am Ende
steht immer
ein Sonnenauf, oder -untergang.

Mittwoch, 21. November 2012

Ausgang

Ich trete hinaus,
in freudiger Erwartung,
strecke mein Gesicht zum Himmel.
Doch wo ist die Sonne und der blaue Himmel?
Wo sind die Vögel und die Blumen?
Es ist kalt und windig.
Es ist stürmisch und grau.
Ich bin allein.
Die Angst steigt in mir hoch
und ergreift Besitz von mir,
als ich merke,
dass ich den falschen Ausgang genommen habe.

Montag, 19. November 2012

Uhr

Du schlägst, schlägst
zwölf, eins, zwei, drei
und ich schlüge gern zurück,
zerbäche deine Arme,
teilte deine Zahlen,
doch wie könnte ich,
verlöre die Kontrolle,
die ich versuchte zu haben,
über Tag und Nacht,
eine Winzigkeit Zeit.
Stetig tickst du mir
etwas vor, mitten
ins Gesicht und immer
überlege ich, ob du
mir zeigst, wie Zeit
verrinnt, oder nur,
dass sie weiter geht.

Montag, 5. November 2012

Weine nicht!



Weine nicht!
Weine nicht über die Toten,
sie können dich nicht hören!
Weine nicht über die Verletzten,
sie haben selbst Angst!
Weine nicht über die Kämpfenden,
sie fühlen noch das Leben!
Weine nicht über dich selbst,
denn dann liegst auch du bald am Boden!
Weine nicht!
Wisch dir die Tränen ab,
begrab die Toten,
hilf den Verletzten,
kämpfe mit den anderen,
bleib am Leben!

Verzweifelte Suche



Wo ist all die Wut, all der Ärger?
Wo ist all die Angst, all die Verzweiflung?
Wo ist all die Trauer, all das Leid?
Verschlossen in dunklen Truhen,
Versteckt unter schweren Decken.
In den letzten Winkel geschoben,
damit niemand darüber stolpert.

Du wedelst mit der Hand,
wischst alles weg, was belanglos erscheint.
Du beißt dir auf die Lippen,
schluckst alles runter, was unwichtig erscheint.
Du schüttelst den Kopf,
tust alles ab, was Zeitverschwendung ist.

Wo ist all die Freude, all das Glück?
Wo ist all die Ausgelassenheit, all die Leidenschaft?
Wo ist all die Liebe, all das Mitgefühl?
Durchsuchen dunkler Truhen,
Durchwühlen schwerer Decken.
Doch alles ist verschwunden,
damit Du nie mehr darüber stolperst.

Sonntag, 23. September 2012

Jahr und Zeit

Ein bisschen Sonne und der Geruch von Kastanien
liegt noch in der Luft.
Zwei letzte Blätter fallen von den Bäumen,
segeln langsam im Herbstwind gen Boden.
Vielleicht wird schon heute Nacht
die Eismauer auf die Erde knallen
und sie zum Winterschlaf zwingen
und es bleibt nur zu hoffen,
dass sie irgendwann
wieder aufwacht.

Freitag, 21. September 2012

Glücklich sein



Wir haben uns viel vorgenommen,
Als wir uns versprachen,
Den Mount Everest nachts hochzukriechen,
Barbiepuppen im Keller zu züchten,
Die weltweite Bambusernte in der Pfeife zu rauchen,
Den Äquator mit einem Blumenkranz zu umspannen,
Wikipedia in einer Stunde durchzulesen,
Das höchste Hochhaus der Welt aus Papiertaschentüchern zu bauen,
Eine Dragqueen zum amerikanischen Präsidenten zu machen,
Mit dem Fahrrad an den Südpol zu fahren,
Ein Jahr in einer Wanne mit Kölnisch Wasser zu verbringen,
Den Atlantik auf Ex auszutrinken,
Mozart als Baby auf dem Arm zu halten
Und
Glücklich zu sein.

Mein Leben



Mein Leben -
Ein Puzzle zusammengesetzt aus lauter Momenten.
Schöne Momente, in denen ich einen geliebten Menschen lachen sah.
Traurige Momente, in denen ich weinte, über mich und die Welt.
Lustige Momente, in denen ich vor Lachen vom Stuhl gefallen bin.
Schmerzliche Momente, in denen ich glaubte, dass jede Bewegung mich zerreißen würde.
Verliebte Momente, in denen ich nicht genug von seinen Küssen kriegen konnte.
Wütende Momente, in denen sich meine Fäuste schmerzhaft ballten.
Glückliche Momente, in denen keine Wünsche unerfüllt schienen.
Enttäuschte Momente, in denen ich das Unrecht der Welt nicht begreifen wollte.
Momente allein, in denen ich meine Melancholie mit Musik und Wein unterstrich.
Momente mit Dir, in denen unsere Gespräche mich zu neuen Gedanken beflügelten.
Positive und negative Momente.
Machen mein Leben zu
Einem Puzzle aus bunten Teilen, einer Patchworkdecke.
Geliebt und gehasst, doch mit den Jahren akzeptiert.

Auf uns

Komm, ich lad dich auf ´nen Drink ein,
wenn du mir das selbe spendierst.
Und egal was wir trinken, welche Sprache wir sprechen,
wir wissen auch morgen noch, dass es uns gibt.
Zwar nicht in diesem Land,
zwar nicht in dieser Welt,
aber dass wir sitzen, trinken, reden
ist doch alles, was jetzt zählt.
Und wir wissen voneinander, jeden Augenblick
und wir gucken morgen zusammen auf heute zurück.

Ruinenbesichtigung

Zersplitterte Bretter, die einst eine Tür waren
zerschrammen mir Arme und Beine
als ich das Haus betrete.
Stille, die früher nicht hier wohnte,
empfängt mich.
Alles wirkt fremd, kalt, tot
und ich wage kaum mehr
zu atmen, vor Angst, etwas aufzuwecken
in den Trümmern, in mir.
Doch dann weht ein Wind
durch den Raum, trägt die Stille hinaus,
lässt die Fenster klappern
und ich weiß,  dass die hellen Flecken
an der Wand, wo einmal Bilder hingen,
für immer leer bleiben. Immer.

Licht

Wir müssen die Zeit mit dir genießen,
hast du gesagt.
Wir sollten dich so oft wie möglich sehen,
hast du gesagt.
Und dann warst du plötzlich weg
und es war unfassbar dunkel.
Und wir erinnerten uns an dich
und deine Worte
und bereuten,
uns nicht ein paar mehr Momente
genommen zu haben,
in der Sonne zu stehen,
bevor du, Sonne, untergehst.

Donnerstag, 20. September 2012

Natur und Gewalt

Kurz bevor die Welle bricht, sehe ich zwei Augen, gespiegelt im Wasser,
die sogleich in Tropfen zersplittern. Die Gischt verspricht mit jedem Rauschen
Freiheit und jede Woge schmeckt ein bisschen nach salziger Unendlichkeit.
Ich lasse mich einfach treiben, zwischen grauen und blauen Himmeln.
Irgendwo zwischen Wasser und blauem Wind begreife ich,
dass die Welt mehr ist, als ich, als wir, als das was wir kennen.
Irgendwie spüre ich ein Stück von Ewigkeit, glaube ich kurz vor der nächsten Welle.

Mittwoch, 19. September 2012

Unterwegs

Ich laufe durch dunklen Regen barfuß den Schotterweg entlang.
Zu meinen Seiten wüten Wellen, die nach meinen Füßen greifen.
Ich weiß, wo ich bin, wo ich hier im Nichts bin.
Nur wo es aufhört, das steht in den verschwundenen Sternen.
Mit jedem Schritt wächst die Versuchung einfach nach rechts
oder links auszuweichen, wo kein Schotter mehr in meine Füße sticht.

Zu spät

Wir messen Wege und die Zeit
und tun so, als wären die
siebeneinhalb Minuten zu dir
ganz ungefähr.
Lieber gehe ich eine Minute
zu spät los, um ja nicht zu früh
zu kommen, aber auch nicht
gravierend spät.
Ich habe Angst, gegen die Zeit
zu verlieren, denke ich,
wenn ich gestresst bin
und merke im Rennen nicht,
dass ich mit jedem Blick auf die Uhr
wieder, wieder und wieder
verliere.
Aber aufgeben?
Niemals.

Muse


Stunde um Stunde sitze ich vor der Tür,
warte, dass die Muse mal vorbeikommt,
hoffe, sie kann auch meine Tür öffnen,
ich habe meinen Schlüssel drinnen vergessen.
Sehe sie am Ende der Straße,
diktiert dem Postboten Briefe an einsame
Omas in den Kugelschreiber.
Vielleicht leihe ich mir seinen Stift,
wenn meine Tür länger verschlossen bleibt
und male und schreibe auf meine Haut,
oder kratze mit einem Stock Bilder und Worte
in die Erde.
Die Sonne geht unter, es wird kalt.
Auf dem Rad des Postboten fährt die Muse davon,
weg von mir.
Vielleicht schafft sie es ja morgen,
wenn ich mich endlich an den Schlüssel
in meiner Hosentasche erinnert habe.

Dienstag, 18. September 2012

Der schönste Moment

Die Uhr macht "ticktack, ticktack".
Ich seh' die Zeit pausenlos verinnen.
Aufstehen - Arbeit - Essen - Reden - Fernsehen - Schlafen
Die Uhr macht "ticktack, ticktack".
Diesen Tag konnte ich nicht für mich gewinnen.
Die Tage vergehen
Im Warten -
Worauf?
Auf
etwas Besonderes,
Dem harten
Alltag einmal entfliehen zu können und
Den schönsten Moment zu sehen.
Die Uhr macht "ticktack, ticktack".
Ich halte inne und mir fällt ein -
Aufstehen - Arbeit - Essen - Reden - Fernsehen - Schlafen
Die Uhr macht "ticktack, ticktack".
Der schönste Moment kann genau jetzt sein.

Gespräche

Wir haben unsere Namen vergessen
und wissen nicht, wie wir uns ansprechen sollen.
Heißen jetzt "Hey du" und "Sag doch mal..."
wo wir doch niemals miteinander reden.
Es geht, es geht uns immer gut,
sagen wir sobald wir uns das fragen
und das Wetter ist auch immer schön
unsere Wege verlaufen ganz gerade.
Warum wir sprechen ohne was zu sagen zu haben?
Vielleicht ist es Gewohnheit oder Nostalgie,
oder Sehnsucht nach etwas Utopia im Kopf,
für unsere Gedanken eine Prise Harmonie.

Montag, 17. September 2012

"Das macht man doch nicht!"

Wir haben Angst, ertappt zu werden, wenn wir etwas tun, von dem wir eigentlich wissen:
"Das macht man doch nicht!".
Aber es sieht ja keiner, egal.
Merkt ja niemand, dass wir das waren.
Einfach weitergehen, in der Gegend rumgucken, als ob nichts wäre.
Oh, jetzt hat es doch jemand bemerkt.
"Was, ich? Nein, nein...Das war ich nicht! Keine Ahnung, tut mir Leid!"
Das schlechte Gewissen macht "klopf, klopf".
Wir ignorieren es, sperren es ein, legen es an die Kette.
Es darf nicht raus, nie mehr ans Tageslicht kommen.
Wir schlucken alles runter, verdrängen, leugnen.
Wir lächeln, strahlen, sonnen uns im Abglanz unserer perfekten Fassade.
Wir haben es mal wieder geschafft.
Alle ausgetrickst. Unser Image gerettet.
Das bisschen Restangst vorm Ertapptwerden lächeln wir weg.
Wir fühlen uns gut.
Wir rümpfen die Nase und sagen:
"Das macht man doch nicht!"

Von Lachen und Weinen

"Ein bisschen Seelendoping hat noch keinem geschadet." denke ich und beginne grundlos zu lachen.
Leider lache ich über die Menschen um mich herum und leider halten nun sie mich für irre und lachen mich aus.
Ist es jetzt die Hauptsache, dass wir gelacht haben?
Dass wir nur den falschen Grund für grundlose Freude ausversehen gefunden haben?
Hätten sie wohl auch gelacht, wenn ich geweint hätte?
Hätte ich auch geweint, wenn sie gelacht hätten?
Notfalls tun wir das nächste mal einfach so, als würden wir lachen,
vielleicht glauben wir uns die Masken dann selbst.

Fall



Ein Fall in die Leere
Und dann folgt das Nichts
Ich wünschte es wäre
Jemand der erkläre,
doch niemand.

In der Brust ein Ziehen
Im fliehenden Flug
Könnte ich knien
Wär mir doch verziehen
Doch niemand.

Durch Lüfte, alleine
Ganz frei von mir selbst
Die Sonne mir scheine,
der Regen mir weine,
das Alles.

Seifenblasen



Seifenblasen -
Bunte Fetzen vergänglicher Lust

Geheimnisvoller Rauch
Betörend roter Lippenstift
Guter Wein
Leidenschaftliche Musik

Heute will ich frei sein!
Ich will leben, tanzen, lachen!

Seifenblasen -
Bunte Fetzen vergänglicher Lust

Ausgedrückte Kippenstummel
Rotweinreste an den Lippen
Lippenstift am Glas
Dumpfe dunkle Bässe

Die Sonne geht auf!

Seifenblasen -
Bunte Fetzen vergänglicher Lust -
Selbst im Verblassen schön.

Samstag, 15. September 2012

Blicke

Es sind nur Blicke,
Blicke vor denen man sich nicht schützen kann,
vor denen man bloß ist, wehrlos.
Jedes Grinsen erscheint dann wie ein brutaler Angriff,
Eingriff in dein Leben, deine Welt.
Und du kannst sie nur anstacheln, nie zur Ruhe bringen,
ob Worte, ob Taten, nichts hilft dir, alles provoziert.
Bis du irgendwann als dein Schatten
vor dir wegläufst
und nie wieder
zu dir findest.

Romantik

Du willst die Kerze anzünden und steckst den Aschenbecher in Brand.
Der Rotwein macht beim Löschen ein Muster aus Flecken auf dem Stoff, der ausnahmsweise den Tisch bedeckt.
Wir kratzen die Kohle vom Gemüse, von den Nudeln und dem Fleisch, finden zum Runterspülen noch irgendwo Saft, der fast noch gut ist.
Der Plattenspieler ist kaputt und als die welken Blumen aus der Vase fallen, läuft der Wetterbericht im Radio.
Es soll sonnig werden, bald.

Donnerstag, 13. September 2012

Spätsommer


Die Sonne war schon fast untergegangen und die Luft wurde kühler.
Das Mädchen schlang fröstelnd die Arme um sich. Auf der Brücke blieb sie stehen und blickte auf den Fluss.
Am Ufer brachen sich kleine Wellen. Der Fluss strömte still und doch beständig, kräftig und unaufhaltsam dem Sonnenuntergang entgegen.
"Alles sehnt sich nach dem Licht.", dachte sie. "Alles sehnt sich nach dem Leben. Nur ich nicht. Ich kann mein Leben greifen, mich zum Licht strecken, oder im Dunkel bleiben und das Leben vorbeiziehen lassen. Es ist meine Entscheidung." Sie seufzte, denn Entscheidungen zu treffen, war noch nie ihre Stärke gewesen. Doch auf einmal, gerade als sie die kalte Luft tief eingeatmet hatte, fühlte sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich frei. Die Entscheidung lag in ihrer Hand...

Stumm

 Einfach so funktionierte ihr Lachen nicht mehr,
dabei war es nie wirklich kaputtgegangen
und auch an die bangen
Momente sich zu erinnern fiel ihr plötzlich
Nicht mehr schwer.
Wie Marmor im Wasser, beständig und kalt
Lag sie, saß sie, stand sie da,
Witze spülten über sie hinweg,
machten vor ihr halt
Und dass sie die Sonne nicht mehr sah.
Es war ihr, als wäre das Lachen gestorben
An einem sehr sonnigen Tag
An dem es sich nicht lohnte es zu würdigen
Und wenn es nun dachte, dass es keiner mag
Bleibt sein Verschwinden wohl nicht unbegründet.
Einfach so funktionierte ihr Lachen nicht mehr,
dabei war es nie wirklich kaputt gegangen
und noch während Vögel sangen
spülten Tränenwogen es hinaus aufs Meer
und ihr Lachen gab es nicht mehr.


Die Trübsal


Sie wiegt sich hin und her.
Versunken im Takt ihres Herzschlags.
Eingehüllt in edle, kühle Schwermut.
Blickt in den Spiegel.
 Durchdringende, traurige Augen unter dicken, dunklen Locken.
"Darf ich mich vorstellen?", ihre Stimme ist heiser und melancholisch, "Ich bin die Trübsal.".
Ihre schlanken, bleichen Arme umfassen Dich.
Der dunkle Stoff knistert an Deiner Wange.
Ihre Locken streichen über Deine Stirn.
Bittersüßer Duft, bittersüßer Geschmack.
Sie lacht leise und Tränen laufen über Deine Wangen.
Du fühlst Dich auf seltsam feierliche Weise allein.


Dienstag, 11. September 2012

Liebeserklärung

Dein Gesicht ist schmutzig, alt und vernarbt.
Du riechst nach altem Fett, Knoblauch und abgestandenem Zigarettenqualm.
Und nach einer süßlichen Mischung aus drei Wochen altem Mülleimer und Joints.

Du lärmst immer herum und schreist viel.
Nie hältst Du inne, nie schläfst Du.
Immer machst du tausend Sachen gleichzeitig, redest mit vielen Stimmen zugleich, denkst in Fetzen.
Du hast schon alles gesehen, soviel Leid, soviel Scheiße und so viel Schönes.
Du bist erfahren und weise und machst trotzdem immer wieder die gleichen Fehler.
Du lässt dir von niemandem etwas sagen, stürzt kopfüber und unbedacht nach vorne.
Du greifst nach dem Leben, dem Spaß, der Nacht, als gäb es kein Morgen.
Was andere von dir denken, ist dir egal, dein Leben ist bunt und laut, rau und wild.
Wenn ich bei dir bin, fühle ich mich so lebendig, jede Pore kribbelt.
Hinter dir kann man ich mich verstecken, neben dir kann ich strahlen.
Ich lache über dich, ich habe Angst vor dir, ich schüttele den Kopf, ich fühle mich geborgen bei dir.
Ich will nicht weg von Dir.
Neukölln