Mittwoch, 19. September 2012

Muse


Stunde um Stunde sitze ich vor der Tür,
warte, dass die Muse mal vorbeikommt,
hoffe, sie kann auch meine Tür öffnen,
ich habe meinen Schlüssel drinnen vergessen.
Sehe sie am Ende der Straße,
diktiert dem Postboten Briefe an einsame
Omas in den Kugelschreiber.
Vielleicht leihe ich mir seinen Stift,
wenn meine Tür länger verschlossen bleibt
und male und schreibe auf meine Haut,
oder kratze mit einem Stock Bilder und Worte
in die Erde.
Die Sonne geht unter, es wird kalt.
Auf dem Rad des Postboten fährt die Muse davon,
weg von mir.
Vielleicht schafft sie es ja morgen,
wenn ich mich endlich an den Schlüssel
in meiner Hosentasche erinnert habe.

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