Montag, 26. November 2012

Toleranzbereich

Ganz korrekt,
solang nur die Bücher
schräg im Regal stehen,
die Wasserwaage nicht
die Tür bestimmt,
getragene Klamotten
auf dem Boden liegen,
Europa nicht exakt
dem Maßstab entspricht,
die Gitarrensaiten
nicht perfekt stimmen,
die Farben nicht zu
harmonisch sind
und ich nicht alles
schwarz, weiß, grau,
sondern rot, lila,
blau, grün, gelb sehe
und somit lauf ich
nur noch Kurven,
wähle nie den geraden Weg,
doch am Ende
steht immer
ein Sonnenauf, oder -untergang.

Mittwoch, 21. November 2012

Ausgang

Ich trete hinaus,
in freudiger Erwartung,
strecke mein Gesicht zum Himmel.
Doch wo ist die Sonne und der blaue Himmel?
Wo sind die Vögel und die Blumen?
Es ist kalt und windig.
Es ist stürmisch und grau.
Ich bin allein.
Die Angst steigt in mir hoch
und ergreift Besitz von mir,
als ich merke,
dass ich den falschen Ausgang genommen habe.

Montag, 19. November 2012

Uhr

Du schlägst, schlägst
zwölf, eins, zwei, drei
und ich schlüge gern zurück,
zerbäche deine Arme,
teilte deine Zahlen,
doch wie könnte ich,
verlöre die Kontrolle,
die ich versuchte zu haben,
über Tag und Nacht,
eine Winzigkeit Zeit.
Stetig tickst du mir
etwas vor, mitten
ins Gesicht und immer
überlege ich, ob du
mir zeigst, wie Zeit
verrinnt, oder nur,
dass sie weiter geht.

Montag, 5. November 2012

Weine nicht!



Weine nicht!
Weine nicht über die Toten,
sie können dich nicht hören!
Weine nicht über die Verletzten,
sie haben selbst Angst!
Weine nicht über die Kämpfenden,
sie fühlen noch das Leben!
Weine nicht über dich selbst,
denn dann liegst auch du bald am Boden!
Weine nicht!
Wisch dir die Tränen ab,
begrab die Toten,
hilf den Verletzten,
kämpfe mit den anderen,
bleib am Leben!

Verzweifelte Suche



Wo ist all die Wut, all der Ärger?
Wo ist all die Angst, all die Verzweiflung?
Wo ist all die Trauer, all das Leid?
Verschlossen in dunklen Truhen,
Versteckt unter schweren Decken.
In den letzten Winkel geschoben,
damit niemand darüber stolpert.

Du wedelst mit der Hand,
wischst alles weg, was belanglos erscheint.
Du beißt dir auf die Lippen,
schluckst alles runter, was unwichtig erscheint.
Du schüttelst den Kopf,
tust alles ab, was Zeitverschwendung ist.

Wo ist all die Freude, all das Glück?
Wo ist all die Ausgelassenheit, all die Leidenschaft?
Wo ist all die Liebe, all das Mitgefühl?
Durchsuchen dunkler Truhen,
Durchwühlen schwerer Decken.
Doch alles ist verschwunden,
damit Du nie mehr darüber stolperst.